Mystik pur: Den Kelten auf der Spur

15.06.2020

Unterwegs auf der HeimatSpur Keltenrundweg

Ich mach mich auf den Weg - gehst du mit?

Mystische Wege sind meine große Leidenschaft. Die Vulkaneifel ist voll davon und auf der Internetseite des GesundLand Vulkaneifel finde ich unter HeimatSpuren auf Anhieb einen Weg, der mich neugierig macht. Die Beschreibung des Keltenrundweges verspricht mir genau die Stimmung, die ich so mag. Vorab habe ich mir die genaue Wanderroute auf mein Handy geladen, was mithilfe des QR-Codes auf der Wanderkarte des GesundLands ganz leicht ist.

Der Startpunkt der Wanderung - der Parkplatz der Vulcano Infoplattform in Steineberg - ist gut ausgeschildert. Auf einem Asphaltweg oberhalb des Dorfes beginnt meine Wanderung. Schnell lasse ich die letzten Häuser des Ortes hinter mir, und es kommt mir vor, als hätte ich den ersten Höhepunkt der Wanderung bereits erreicht: Der Weg führt durch Getreidefelder und Wiesen über ein Landschaftsplateau mit phantastischem Ausblick. Vor mir reicht die Sicht bis in den Hunsrück, hinter mir geht der Blick weit in die Eifel. Die grünen Felder, die bunten Blumenwiesen, der blaue Himmel, über den die Wolken jagen, wirken auf mich wie gemalt, mit perfekt aufeinander abgestimmten Farbkombinationen. Ich kann mir gut vorstellen, dass sich hier schon sehr früh in der Geschichte Menschen niedergelassen haben. Ein bisschen lasse ich diese Horizonterweiterung auf mich wirken, bevor ich wieder mein Wandertempo aufnehme. Die Wegbeschilderung - die Buchstaben KE in weiß auf grünem Grund - sind bisher regelmäßig und gut sichtbar angebracht.

Der Weg führt bergab, kurz durch ein Waldstück, dann wieder an Wiesen und Feldern vorbei. Ich wandere sehr gerne talwärts, auch wenn mir schon klar ist, dass es früher oder später wieder bergauf geht. Bei dieser Tour sollte der Anstieg erst später erfolgen...frei nach dem Motto: Je später, desto mehr! Nach etwa fünf Kilometern wandere ich nun durch den Wald, begleitet vom Ueßbach zur linken Seite. HInter dem Bach liegen weite Wiesen, auf denen Kühe und Schafe friedlich grasen. Rechts zeigen sich immer wieder beeindruckende, mit Moos und Farnen bewachsene Schieferwände. Ich bin mir sicher, in den kleinen Höhlen zwischen den Steinen müssen Elfen und Kobolde wohnen...Der Kiefernwald hat unter den letzten Stürmen ganz schön gelitten. Meter um Meter Holz ist an den Wegränden aufgestapelt.

An der Demerather Mühle angelangt, will der Mühlenhund mich stürmisch begrüßen, doch der Mühlenbesitzer pfeift ihn zurück. Der Hund trottet mit hängendem Kopf zurück zu seinem Herrchen. Ich schaue mich ein wenig um. Die Mühle wurde um 1500 erbaut und diente früher als Bannmühle. Dort gewährte man einem Verfolgten sechs Wochen und drei Tage Aufenthalt und Sicherheit vor dem Schutz der Verfolger. Ein schöner Ort mit einer langen Geschichte.

Nach circa neun Kilometern verlasse ich das Ueßbachtal und der Weg kreuzt eine Kreisstraße, doch schon nach wenigen Metern geht der Weg links in ein Waldstück. Mächtige Eichen und Buchen werfen ihre Schatten auf den Weg. Die Kelten verehrten sie als heilige Bäume. Die Eiche war ein Zeichen von Lebenskraft und Stärke, die Buche war der Baum der Intuition. Vielleicht ist das ja ein Grund, warum ich immer noch voller Elan unterwegs bin, obwohl die Wolkendecke langsam dichter und die Luft schwüler wird.

Nach insgesamt zehn Kilometern lege ich auf einer schönen Aussichtsbank meine Mittagspause ein und lasse mir den Käse und die Tomaten richtig gut schmecken. Da ich bisher keine Möglichkeit zur Einkehr entdeckt habe, bin ich froh, dass ich ausreichend Wasser dabei habe. Aufkommender Wind verkürzt meine Pause. Ich werfe mir meine Wanderjacke über und weiter geht's. Nach rund zwei Kilometern weist mir ein Schild den Weg zum Naturschutzgebiet Wachholderheide Geisert.

 

Kurz bevor sich die ersten Wachholdersträuche zeigen, entdecke ich einen ganz besonderen Baum links vom Weg. Eine alte Eiche streckt ihr Blätterdach weit und hoch über mir aus. Wie gut kann ich nachvollziehen, dass die Kelten etwas ganz Besonderes in den Eichen gesehen haben. Im Geisert angekommen, setze ich mich auf eine Bank unter Eichen und lasse diesen Ort auf mich wirken. Vor mir steht Busch an Busch der Wachholder und die Luft trägt den würzigen Duft zu mir herüber.

Heute bringen wir Wachholder am ehesten mit Gin in Verbindung, doch unsere Vorfahren, die Kelten, verehrten ihn als magischen Baum, dessen Zauberkraft sogar die Grenze vom Leben zum tod überschreiten soll. So haben die Kelten Beeren und Nadeln in direkter Nähe von Sterbenden geräuchert, in der Hoffnung, dass sich damit der Tod noch vertreiben lässt. Auch heute noch werden die getrockneten Beeren geräuchert, um Räume zu reinigen und das ätherische Öl vom Wachholder wirkt beruhigend. So entspannt und geerdet ist es kein Wunder, dass es mir schwerfällt, diesen Ort hinter mir zu lassen, doch ich habe den nächsten Höhepunkt des Weges bereits im Sinn. Und ich soll nicht enttäuscht werden.

Nur circa 500 Meter weiter liegt der Demerather Drees. Die Bezeichnung Drees steht in der Eifel für eisen- und mineralhaltige Quellen. Diese Quelle hier, die die Kelten Thriasan nannten, bringt mineralstoffhaltiges und kohlenstoffdioxidreiches Wasser tief aus der Erde hervor. Das Wasser wurde früher als Treibmittel beim Backen verwendet. Den Demerather Hausfrauen gelangen ihre Welkisch Kniedeln - auf Hochdeutsch Buchweizenknödel - besonders gut. Betätigt man die Pumpe, steigt sofort der Geruch des hohen Eisengehalts in die Nase. Trinken möchte ich das in keinem Fall, doch das Wasser ist herrlich kühl und erfrischt meine Hände und Arme. Und genau diese Erfrischung kommt mir ab Kilometer 13 zugute.

Hier steigt der Weg innerhalb eines Kilometers von 426 auf 503 Höhenmeter an und zum ersten Mal bin ich ganz froh, dass das Thermometer heute keine 25 Grad zeigt. Oben angekommen führt der Weg kurz über die Kreisstraße und von hier aus geht es unter Bäumen bis zum Ziel leicht bergauf. Plötzlich wird der Wald wieder dichter, das Licht diffuser und inmitten dieser mystischen Stimmung habe ich die Steineberger Ley mit ihrem Keltenring auf der Kuppe erreicht. Hier schalte ich den Routenplaner ab und lasse mich treiben. Dieser Berg entstand durch Vulkanismus und ist Millionen Jahre älter als die Maare der Vulkaneifel. Mit einer unvorstellbar freigesetzten Energie kam er aus der Mitte der Erde hervor. Auf seinen 558 Metern bildet er ein Hochplateau, von dem man zwischen den Bäumen hindurch weit in alle Teile des Landes blicken kann. Wen wundert es also, dass ausgerechnet hier die Kelten um 500-100 vor Christus eine Befestigung erbauten, um sich vor Feinden zu schützen. Es gibt einen ausgeschilderten Rundweg, auf dem an verschiedenen Stationen die genaue Lage des Ringwalls beschrieben ist.

Zwischendurch lasse ich diese Steinwälle immer wieder auf mich wirken. Dieses Zwielicht unter den heiligen Bäumen und die Stille, die mich hier umgibt, sind wirklich mystisch. Eine gute Stunde erkunde ich diesen Ort, meditiere auf einer Bank und entdecke von dort eine Gruppe von drei Basaltsteinen unterschiedlicher Größe. Der größte Stein in der Mitte weckt besonders meine Aufmerksamkeit. Ich lege meine Hände auf das weiche Moos, mit dem der Stein bedeckt ist. Mein Blick wandert nach oben in Richtung der Baumkronen und an einem Baumstamm entdecke ich ein Schild, auf dem "Der Opferstein" geschrieben steht. Der Überlieferung nach ist dieser Stein als Opferstein oder Opferstätte bekannt. Gänsehaut überzieht meine Arme. Wie es wohl gewesen ist, als die Kelten hier lebten?

Am Ende des Keltenrings angekommen, lichtet sich der Wald und ich stehe direkt vor der Vulcano Aussichtsplattform, dem 28 Meter hohen Aussichtsturm. Leider ist der Zugang zum Turm momentan gesperrt, weil einer der äußeren Douglasienstämme, die den Turm stützen, in keinem guten Zustand ist. Sehr schade, denn das wäre sicher der krönende Abschluss dieser Runde gewesen. Doch auch von unten betrachtet bietet der Turm einen beeindruckenden Anblick. Von hier aus sind es dann auch nur noch ein paar hundert Meter bis zum Startpunkt der Tour.

Mein Fazit zu diesem Rundwanderweg: Eine sehr abwechslungsreiche Strecke über eine Hochebene und durch Wälder und weite Täler. Der geschichtliche Hintergrund dieser Tour hat mich besonders gereizt, und ich wurde nicht enttäuscht. Durch die gute Beschilderung kann die Runde auch sehr gut ohne Navigationsgerät gemacht werden. Unbedingt ausreichend Verpflegung mitnehmen. An einem heißen Sommertage empfehle ich, die Tour ganz früh am Morgen zu starten.

Nach der Wanderung ist immer vor der Wanderung - Tanja op Jück

Autorin: Tanja Otto

Zum Wanderweg "HeimatSpur Keltenrundeweg"

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