Mit Gastfreundschaft im Blut: Das Gasthaus Höfchen in Eckfeld

22.07.2019

Das GesundLand Vulkaneifel und seine Gastgeber: Zu Besuch bei Familie Schmitz/Bell, die das Gasthaus Höfchen in Eckfeld in der sechsten Generation führt

Heute bin ich ins Gasthaus Höfchen eingeladen, denn dort wird bald großes Jubiläum gefeiert: 150-jähriges Bestehen!

Also steige ich ins Auto und fahre los. Zuvor habe ich mit Frau Bell telefoniert – es war ein wenig hektisch, denn im Gasthaus musste gerade eine größere Truppe Radfahrer versorgt werden. Aber jetzt, am späten Nachmittag, passt es besser. Von Daun aus ist man schnell in Eckfeld, circa 15 Minuten dauert die Fahrt. Das Höfchen liegt ein wenig außerhalb. Man fährt durch Eckfeld durch, bis das alte Haus dann nach einigen Kurven inmitten grüner Eifellandschaft vor einem liegt.

Das Wetter ist durchwachsen, und trotzdem sitzt auf der Terrasse ein Tisch voll älterer Herren, die noch ein Bier genießen. Ich trete ein und werde gleich herzlich begrüßt. Die halbe Gastgeberfamilie hat sich versammelt, um mir gleich etwas über die Geschichte des Höfchens zu erzählen – so scheint es mir zumindest. Nicole Schmitz, ihre Mutter Hiltrud Bell, ihre Schwester Melanie und ihre Cousine Andrea stehen hinter dem Tresen. Gleich wird mir etwas zu trinken angeboten.

Dann gehen wir in einen ruhigeren Nebenraum. Draußen zieht sich der Himmel zu, doch drinnen wird man von einer gemütlichen Atmosphäre empfangen. Hiltrud Bell, die das Gasthaus selbst fast 40 Jahre geführt hat, fängt an, mir von der Geschichte des Höfchens zu erzählen. Und die ist – bei den sechs Generationen, durch die das Gasthaus bis jetzt gegangen ist, ganz schön turbulent. Die Jahreszahlen kann Hiltrud Bell alle aus dem "effeff".

Das Gebäude wurde 1864 von einem Lehrer aus Buchholz gebaut. Zum Gasthaus wurde es jedoch erst etwas später. 1868 erwarb nämlich Clemens Hoffmann aus St. Vith das Haus. Für seine Familie wurde es zum sonntäglichen Ritual,  am nahegelegenen Aussichtspunkt Belvedere die dort rastenden Touristen mit Kaffee, Kuchen und Bier zu versorgen – möglichst gewinnbringend, versteht sich. Doch das ging nicht lange gut: Das einträgliche Nebengeschäft wurde untersagt, da Hoffmann keine Ausschankgenehmigung besaß. Das änderte sich aber schon ein Jahr später. Die Familie Hoffmann erhielt eine Ausschankgenehmigung und legte damit den Grundstein für den Gaststättenbetrieb am Höfchen.

Hiltrud Bell schleppt einen kleinen, altertümlichen Koffer an, in dem sie zahlreiche Erinnerungen und Schriftstücke aus der alten Zeit aufbewahrt. Heraus zeiht sie eine Kopie der Ausschankgenehmigung, früher hieß das noch „Erlaubnis-Schein“. Unterschrieben ist der Schein vom „Königlichen Landrat“.

Nach Clemens Hoffmann übernahm eines seiner zehn Kinder das Höfchen, Johann Peter Hoffmann. Der baute nicht nur eine Außenkegelbahn, sondern wollte sich auch in der Schnapsbrennerei versuchen. Ausgangsmaterial sollten die Obstbäume liefern, die sein Bruder auf dem Gelände des Höfchens anpflanzte und die noch heute dort stehen. Soweit kam es jedoch nicht, weiß Hiltrud Bell: vorher kam Johann Peter Hoffmann bei einem Unglück ums Lebens, sodass seine Frau, die „Witwe Hoffmann“, den Betrieb bis 1930 weiterführen musste. „Sie legte immer überaus großen Wert darauf, Witwe Hoffmann genannt zu werden“, erinnert sich Hiltrud Bell.

Nach der Witwe übernahmen zwei weitere Generationen das Höfchen: Nikolaus Hoffmann bis zu seinem plötzlichen Tod im August 1968 und danach Josef Hoffmann bis 1978. Josef Hoffmann gab das Gasthaus an seine Tochter Hiltrud Bell ab. Zuvor sorgte er aber noch für einige wichtige Neuerungen: Es wurde eine vollautomatische Kegelbahn gebaut und um Fremdenzimmer erweitert.

Während Hiltrud Bell erzählt, wird es draußen immer ungemütlicher. Nicht nur ich lausche ihr gespannt, sondern auch ihre Töchter und ihre Nichte. Inzwischen ist außerdem ihr Mann, Manfred Bell, zu der Runde dazu gekommen. Draußen rüttelt der Wind an den aufgestellten Sonnenschirmen. Andrea Weiler, die Cousine von Nicole Schmitz, eilt nach draußen und kümmert sich darum, dass nichts wegfliegt.

Auch die Kindheit von Hiltrud Bell wurde durch den Gasthausbetrieb geprägt. „Früher gingen die Polterabende in den Wirtshäusern in Eckfeld reihum. Also war auch das Höfchen immer mal wieder der Ort des Geschehens. Das bedeutete für mich und meine Schwester schlaflose Nächte!“, plaudert Hiltrud Bell aus dem Nähkästchen. Denn bei den geselligen Abenden wurde natürlich viel getrunken und gesungen. „Der Gesang war laut und deutlich bis in unsere Schlafzimmer zu hören“, erzählt sie weiter. Dadurch könne sie noch heute die Liedtexte von sämtlichen Liedern, die damals geschmettert wurden, auswendig. „Und die Männer, die eigentlich mit der Bahn morgens nach Wittlich zur Arbeit fahren sollten, legten oft einen Zwischenstopp in Eckfeld ein, denn die Bahnstation war nicht weit vom Höfchen entfernt“, verrät Hiltrud Bell.

Ich frage Nicole Schmitz, die das Gasthaus 2016 von ihrer Mutter übernommen hat, was denn das Erfolgsrezept des Höfchens sei. „Uff, da fragen Sie ja was“, ist ihre erste Antwort. Aber wenn sie genauer darüber nachdenkt, dann weiß sie doch, was den Erfolg des Höfchens ausmacht. „Ich glaube, das ist vor allem der Zusammenhalt in unserer Familie, der wichtig ist. Hier hilft jeder mit: meine Neffen, meine Schwester, meine Tante…“. Auch ihr Mann Markus und die beiden Söhne Finn (13) und Mika (10) packen immer mit an. „Und natürlich meine Eltern. Ohne die geht hier nichts!“, sagt Nicole Schmitz. Das Höfchen ist wirklich ein Familienprojekt und man merkt, dass es für die Familie Schmitz/Bell eine Herzensangelegenheit ist, das Gasthaus zu führen. „Wir wachsen hier alle schon kunden- und gastfreundlich auf. Das haben wir einfach schon im Blut“, sagt Nicole Schmitz. Aber sie meint auch: „Es war wichtig, mit der Zeit zu gehen. Wir mussten uns darauf einstellen, dass der Thekenbetrieb immer weniger und weniger wird. Stattdessen haben wir uns dann auf unser Restaurant konzentriert.“ Und das funktioniert gut.

Es gibt viele Stammgäste, die die familiäre Atmosphäre im Höfchen besonders zu schätzen wissen und deswegen gerne ins Höfchen kommen. Auch zu den Gästen in den Ferienwohnungen besteht eine enge Bindung, genau wie bei den Kegelclubs, die zum Teil schon seit 40 Jahren das Gasthaus regelmäßig besuchen. Ein besonderes Highlight ist aber immer noch das Bier von Manfred Bell. „Es gibt viele Gäste, die darauf bestehen, dass das Bier von ihm gezapft ist. Er ist bekannt für sein gutes Bier!“, sagt Nicole Schmitz.

Nun wird am 3. Und 4. August das große Jubiläum in festlichem Rahmen gefeiert. Wenn ihr also auch mal ein original Manfred-Bell-Bier probieren möchtet, dann schaut doch mal vorbei im Gasthaus Höfchen! Alle Infos findet ihr hier.

Autorin: Valerie Schneider

 

 

Tags
Ihr Kommentar

Mit Absenden des Formulars stimmen Sie unseren Datenschutzbestimmungen zu.