Kleine Schätze hinter alten Toren: Eine Menge altes Eisen

17.12.2019

Das "Museum zum alten Eisen" in Mückeln

Jeder kennt es: das Trübe-Tassen-Wetter in den kalten Wintermonaten. Oft ist es nasskalt oder ungemütlich draußen – da fällt die Überwindung zu einem Ausflug in die Natur schwer. Doch das ist kein Grund zu verzagen. Im GesundLand Vulkaneifel reiht sich ein spannendes Ausflugszielt an das nächste, und viele davon eignen sich auch hervorragend, wenn das Wetter rau und unbeständig ist. So habe ich vor einigen Wochen das „Museum zum alten Eisen“ entdeckt, welches ganz versteckt in einer alten Scheune im kleinen Eifeldörfchen Mückeln schlummert. Dieses besondere Museum eignet sich auch an verregneten Tagen hervorragend als Urlaubsaktivität.

 

Die bekanntesten Museen im GesundLand Vulkaneifel sind wohl die Geomuseen in Strohn und in Manderscheid, wo man anschaulich erleben kann, was sich in der explosiven Zeit des Vulkanismus in der Eifel alles abgespielt hat. Aber heute verschlägt es mich in eine ganz andere Ecke des GesundLandes, nämlich nach Mückeln. Der Ort, der auf den ersten Blick ganz beschaulich und vielleicht sogar ein wenig unscheinbar wirkt, verbirgt jedoch ein kleines Geheimnis. Denn mitten im Ort steht eine alte Scheune, hinter deren knarzigen Toren sich viele kleine Schätze verstecken. Das Schild vor der Scheune verrät es: Hier ist das „Museum zum alten Eisen“! Doch welche Schätze genau Karl-Heinz Rauen, der das kleine Museum mit viel Herzblut führt, hinter den alten Mauern hortet, das konnte ich zuvor nicht ahnen.

 

Schon beim Betreten der Scheune gerate ich ins pure Staunen: Ich finde mich in einem großen Raum wieder, der bis in die letzte Ecke gefüllt ist mit Dingen, die an längst vergangene Zeiten erinnern. Ein Regal fällt mir sofort ins Auge: Auf der einen Seite des Raumes stapeln sich hunderte Pokale auf einigen Regalbrettern. Ein weiterer Pokal hätte wohl nicht mehr darauf abgestellt werden können, ohne dass die Konstruktion dem Gewicht nachgegeben hätte. Wie viele Preise mochten es sein, grübele ich? Auf jeden Fall mehrere hundert. Karl-Heinz Rauen war in jüngeren Jahren ein begeisterter Rallyesportler – und das sehr erfolgreich, wie die unzähligen Pokale, die sich dicht an dicht auf dem Regal tummeln, beweisen. Von seiner Liebe zum Motorsport zeugt auch noch ein altes Motorrad, welches direkt vor dem Regal seinen Platz gefunden hat und so manch verträumten Blick auf sich zieht. Während ich den Blick durch den Raum schweifen lasse, entdecke ich immer wieder etwas Neues: Alte Radios und Volksempfänger stehen neben alten Nähmaschinen von Singer und an der Decke hängen drei riesige Alphörner. In einer Ecke findet sich eine Glasflasche mit einem altertümlichen Etikett des Dauner Sprudels neben nostalgisch anmutenden, leicht verstaubten Werbetafeln, zum Beispiel für „Maggi’s Grund-Saucen“, damals zu haben für 25 Pfennig. In diesem Museum wird Nostalgie wahrhaft lebendig! Und weitere Tafeln werben für Haushaltshelfer aus alter Zeit: „Persil Selbsttätiges Waschmittel für alle Wäsche“ steht neben „Henkel’s Wasch- und Bleich-Soda“ (ohne Chlor!) und „Sunlicht Seife“ (Größte Waschkraft, mühelose Arbeit, größter Erfolg!).

 

Schnell stelle ich fest: Diese Hälfte des Raumes ist nur ein kleiner Ausschnitt dessen, was Karl-Heinz Rauen in den letzten Jahren angesammelt hat. Zur linken finden sich zahlreiche Haushaltshelfer aus einer Zeit, als noch fast alles mit purer Hand- und Muskelkraft bewerkstelligt werden musste.  Dazu gehören auch mehrere alte Butterfässer. Um Butter herzustellen, benötigt man Sahne, und für deren Herstellung wiederum Milch. Am besten unbehandelte Rohmilch, die heute gar nicht mehr so leicht zu bekommen ist. Der Grund: Sie verdirbt sehr schnell. Früher war es jedoch ganz normal, für alles rohe Milch zu verwenden, denn viele Haushalte hatten damals noch selbst ein paar Kühe im Stall stehen. Um aus der Sahne die Butter herzustellen, gab es verschiedene Arten von Butterfässern: Stoßbutterfässer, Schlagbutterfässer, Wiegenbutterfässer…die Aufgabe war jedoch immer dieselbe: Die Fettkügelchen der Sahne mussten sich verklumpen, um zu Butter zu werden. Rund 20 Liter Milch wurden damals für die Herstellung von einem Kilo Butter benötigt. Butter zu machen war sehr zeitaufwendig, denn nach dem täglichen Melken musste die frische Milch erst mal zum Abkühlen gestellt werden. Dadurch setzte sich oben der Rahm bzw. die Sahne ab. Dieser Rahm wurde dann mit einer Kelle abgeschöpft und kühl aufbewahrt. Dieser Vorgang war einige Male nötig, bis genügend Milchrahm für eine Portion Butter zusammengekommen war. Nach der Erfindung der Zentrifuge im Jahr 1877 ging das schon schneller: Man konnte die Milch direkt in die Zentrifuge geben und diese mit einer Handkurbel betreiben, sodass sich Rahm und Flüssigkeit innerhalb kürzester Zeit trennten. Der so gewonnene Rahm wurde im Butterfass weiterverarbeitet. Bei einem Butterfass mit Handkurbel musste so lange in einem gleichmäßigen Rhythmus gekurbelt werden, bis sich die Fettkügelchen verklumpten und zu fester Butter wurden. Anschließend wurde mithilfe eines Siebes die letzten Reste der überschüssigen Buttermilch von den verklumpten Butterflocken getrennt.

 

Ich lausche den Geschichten, die Karl-Heinz Rauen zu jedem seiner Gegenstände zu erzählen hat, gespannt. Ich kenne ja heute nur die Butter, die man eben im Supermarkt aus dem Regal nimmt. Wie anstrengend es früher war, Butter herzustellen, darüber habe ich mir noch nie Gedanken gemacht. Umso interessanter ist es für mich, einen Einblick in das frühere Leben zu erhalten, von dem ich nichts mehr mitbekommen habe. Es fasziniert mich, mit welchen Mitteln man zurechtgekommen ist…ganz ohne die Hilfe von elektrischen Maschinen.

Auf einem Tisch ganz in meiner Nähe liegen unzählige alte Waffeleisen. Früher hatten die Waffeleisen noch viel schönere Verzierungen, als die heute bekannten Herzformen mit dem typischen Karomuster. Wunderschöne Ornamente machten die Waffeln nicht nur zu einer kulinarischen Leckerei, sondern auch zu einem wahren Augenschmaus. Schon damals gab es zwar auch die bekannte Herzform, aber auch rechteckige und sogar sechseckige Waffeln.

 

Nicht weit entfernt wartet eine wahre Kuriosität, die mir noch nie in meinem Leben begegnet ist. Daher kann ich mir auch gar nicht vorstellen, wozu dieses altertümliche Metallteil gut sein soll. Es handelt sich um einen sogenannten Bügelpilz. Der konnte an der Tischkante befestigt werden und war besonders für schwer zu bügelnde Teile nützlich. Alle Teile werden auf links gedreht und über den Bügelstoff gestreift. „Bei „Bügelpilz“ sind beide Hände frei, den Stoff zu führen. Keine Anstrengung mehr, da kein schweres Eisen, sondern nur der Stoff bewegt wird. Bei Knopfleisten, Schulterteilen, Ärmel an Blusen, Kleidern und bei Nachthemden hat sich „Bügelpilz“ ausgezeichnet bewährt“, so lese ich in der dazugehörigen Anleitung.

In der Sammlung von Karl-Heinz Rauen finde ich auch Dinge, deren Notwendigkeit mir zuvor nie in den Sinn gekommen wäre. Zum Beispiel ein altes Hostieneisen. Hostieneisen? Na klar, auch Hostien mussten und müssen ja irgendwie gebacken werden! Im Prinzip funktionierte das Hostieneisen wie ein kleines Waffeleisen. Zusätzlich konnten noch christliche Symbole in die Hostien geprägt werden.

 

Direkt neben den Hostieneisen hängen Gebilde an der Wand, die an gusseiserne Topfuntersetzer erinnern – und mit dieser Vermutung liege ich gar nicht so falsch. Zwar werden keine heißen Töpfe darauf abgestellt, dafür aber Bügeleisen. Quasi wie frühzeitliche Versionen unserer heutigen Bügelstationen…Manche Untersetzer sind ganz funktional und einfach gestaltet, andere haben aufwendige Muster. Einer erinnert von der Form her sogar sehr stark an ein Herz. Ganz unauffällig auf einem kleinen Regal an der Wand steht für mich die Lieblings-Kuriosität dieses Museums, und zwar die „Bugolette“, beworben als das „Plätteisen der Zukunft“. Was war so besonders an diesem Bügeleisenmodell? Man konnte damit gleichzeitig bügeln und kochen! Auf der Bügelfläche konnte ein kleines Behältnis abgestellt werden, welches durch die Hitze des Bügeleisens erhitzt wurde, sodass damit Speisen erwärmt werden konnten. Der Gedanke ist ja gar nicht mal so abwegig…aber ein Bügeleisen zum Kochen zu benutzen, auf die Idee würde heutzutage wohl (fast) keiner kommen.

 

Im letzten Raum befindet sich das Herzstück des Museums: die Bügeleisensammlung. Dicht an dicht drängen sich in der oberen Etage der alten Scheune Bügeleisen aller Größen und Formen auf den Regalen, mehrere hundert werden es wohl sein. Manche sind grob und schwer gearbeitet, andere klein, leicht und mit allerhand Verzierungen. Alle Bügeleisen ähneln sich, und doch ist keines wie das andere. Manche, die sehr groß sind, haben einen Abzug für den Dampf, der in Form eines Drachenmauls gearbeitet ist. Manche sind sehr klein und handlich. Wieder andere wurden extra so gemacht, dass man sie gut mit auf Reisen nehmen kann. Manche mussten mit heißen Kohlen befüllt werden, manche wurden mithilfe von Gas erhitzt, wieder andere erhielten ihre Hitze von einem Bügeleisenofen. Von diesen Bügeleisenöfen stehen hier einige. Manche können fünf oder noch mehr Eisen gleichzeitig erhitzen. Die Eisen hing man an einer Halterung am Ofen ein. Dort blieben sie, bis sie heiß genug waren, um Kleidungsstücke zu glätten. War es abgekühlt, hängte man es an den Ofen zurück und griff sich das nächste aufgeheizte Eisen. Die Bügeleisenöfen kommen, genau wie die Bügeleisen selbst, aus aller Herren Länder. Und jedes Land fertigte seine Bügeleisen ein bisschen anders, wie ich schnell sehe. Ich bin insgesamt schwer beeindruckt.

 

Wäre hätte gedacht, dass eine Ausstellung über allerlei altes Eisen so interessant sein kann? Wer hätte gedacht, dass es über Bügeleisen so viel zu erzählen gibt? Ich jedenfalls nicht, für mich waren Bügeleisen bisher immer nur mit der lästigen Aufgabe des Bügelns verbunden gewesen. Aber das sich dahinter tatsächlich eine ganze kleine Welt versteckt, hätte ich nie für möglich gehalten. Ich bin einfach erstaunt, mit welcher Cleverness sich die Menschen früher zu Helfen gewusst haben. Selbst mit den einfachen Mitteln, die nur zur Verfügung standen, konnten die Leute mit viel Kreativität und Problemlösungspotential eine ganze Menge schaffen, um sich den anstrengenden Alltag etwas zu erleichtern. Eine kleine Reise durch die Zeit, an die ich mich noch lange erinnern werde.

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