Auf ursprünglichen Pfaden wandern

18.03.2020

Unterwegs auf dem Manderscheider Burgenstieg - einer der schönsten Wanderwege Deutschlands

 

Schon seit vielen Jahren kürt das "Wandermagazin" den schönsten Wanderweg Deutschlands. Nachdem es letztes Jahr der Wanderweg "Im Tal der Wilden Endert" auf den ersten Platz geschafft hat, hat das GesundLand Vulkaneifel auch 2020 wieder einen Weg in das Rennen um den Titel geschickt: Dieses Jahr soll der Manderscheider Burgenstieg so viele Stimmen wie möglich erhalten.

Anfang Februar stand fest: Der Weg ist tatsächlich nominiert, 2020 zum schönsten Wanderweg gewählt zu werden. Das hat mich neugierig gemacht. Um mich von der Schönheit der Tour mit eigenen Augen zu überzeugen, mache ich mich auf den Weg, um den Burgenstieg selbst zu erkunden. Vormittags schnappe ich mir meinen kleinen Rucksack und fahren nach Manderscheid. Dort stelle ich mein Auto auf dem Parkplatz des Kurhauses ab, denn hier startet der gut fünf Kilometer lange Manderscheider Burgenstieg. Für alle, die sich vorab über den Wanderweg erkundigen möchten, ist das besonders praktisch, denn im Kurhaus ist auch die Tourist Information zu finden. Wer sich also noch mit einem Wanderflyer oder anderen Informationen versorgen möchte, der kann das direkt vor dem Start der Wanderung am Kurhaus tun.

Ich habe meinen Flyer bereits in der Tasche und wandere los. Zuerst führt mich mein Weg durch den Kurgarten. Leider hat es das Wetter heute nicht so gut gemeint. Grau hängen die Wolken über mir und lassen ab und zu ein paar Regentropfen fallen. Es fällt mir aber nicht schwer, mir vorzustellen, wie schön es im Kurgarten sein muss, wenn der Frühling eingekehrt ist und alles wieder grün wird. Besonders die Weide, die am kleinen Weiher steht und aus der Bank darunter ein schattiges Plätzchen macht, ist zu einer wärmeren Jahreszeit sicher ein wunderschöner Ort zum Ausruhen und Naturgenießen. Nach dem Weiher führt der Weg entlang von kleinen Hintergärten, die schon bald aus ihrem Winterschlaf erwachen werden. In einem Garten entdecke ich sogar ein kleines Hühnergatter.

An der Kurfürstenstraße in Manderscheid angekommen, überquere ich die Straße und lande ich Kürze auf dem Rathausplatz. Hier steht der Jahrtausendbrunnen, den ich mir etwas näher anschauen möchte. In der Mitte des Brunnens steht der "Lebensbaum", an dem die Menschen von Jugend an klettern bis zur Spitze, wo sie die Früchte ihrer Arbeit ernten können. 21 Früchte trägt der Lebensbaum, jede Frucht steht für eine der Ortsgemeinden der ehemaligen Verbandsgemeinde Manderscheid, die heute zur Verbandsgemeinde Wittlich-Land gehören. Der Künstler, Johann Baptist Lenz, hat auf dem Stamm des Baumes weiterhin 21 Lebensweisheiten angebracht. Dort ist zum Beispiel zu lesen: "Was gegen die Natur ist, das ist gegen Gott" (Hebbel) oder "Aus der Vergangenheit lernen, um die Zukunft zu gestalten" (Walter Densborn).

Nach genauerer Betrachtung lasse ich den Jahrtausendbrunnen hinter mir und biege links in die Klosterstraße ein. Die Straße, die eher eine Gasse ist, erinnert mich mit ihren urigen Fachwerkhäusern an die mittelalterliche Vergangenheit von Manderscheid. Ich mag diese Atmosphäre, die sofort Gemütlichkeit und Beschaulichkeit vermittelt. Deswegen nehme ich mir ein wenig Zeit, das Umfeld auf mich wirken zu lassen, bevor ich auf dem Manderscheider Burgenstieg weiterschlendere.

Gerade vorbei am Haus Burgblick, finde ich auch schon die erste Bank, von der aus man die Manderscheider Burgen wunderbar im Blick hat. Bei dem heutigen Februarwetter zwar leider grau in grau, doch das hat auch etwas für sich: Durch das raue Wetter wirken die alten Gemäuer besonders mystisch, so als müssten sie die nächsten Stunden einem aufkommenden Sturm trotzen. Nach einem Schnappschuss gehe ich weiter.

Schon nach wenigen Schritten taucht der Weg nun in den Wald ein - und damit auch in die Stille der Natur. Bis auf die Geräusche des Waldes ist hier nichts mehr zu hören. Kein Auto und keine Menschenseele weit und breit. Das ist für mich purer Wandergenuss. Denn was gibt es schöneres, , als auf einer Wandertour mit der Natur zu verschmelzen und einfach die natürliche Umgebung zu genießen? Obwohl das Frühjahr noch einige Wochen zum Ankommen braucht, höre ich doch schon einige Vögel mit ihren fröhlichen Liedern den ungemütlichen Temperaturen trotzen. Ich folge dem Weg in den Wald hinein und stelle mit Freude fest, dass sich der Waldweg schon nach kurzer Zeit in einen felsigen Pfad verwandelt. Hier ist definitiv Trittsicherheit gefragt! Ich gebe gut acht, denn durch den Regen der letzten Tage ist der steinige Untergrund rutschig. Während zu meiner Rechten das Gelände stark abfällt und tief unter mit die Lieser rauscht, türmen sich zu meiner Linken mächtige Felswände auf, die an vielen Stellen mit den schönsten Moosarten bedeckt sind. Ich folge dem felsigen Pfad und erreiche schon bald die nächste Bank, von der aus man wieder eine wunderschöne Aussicht auf die imposanten Burgen hat. Ich lege eine kurze Pause ein, um ein Foto zu machen. Ein Mann mit Hund kommt mir entgegen, doch er wird der einzige sein, dem ich an diesem grauen Frühjahrstag auf dem Burgenstieg begegne.

Von hier an führt der Weg nun abschüssig immer weiter der Lieser entgegen, bis ich direkt am Fluss angekommen bin. Der Regen der letzten Tage und Wochen hat den Fluss anschwellen lassen. Mit einem mächtigen Rauschen bahnt sich die sonst so zahme Lieser ihren Weg durch das Tal, bis sie die halbe Eifel durchquert hat und irgendwann in die Mosel fließen wird. An dieser Stelle, direkt an der Brücke, fließt auch der kleine Nachtergraben in die Lieser. Ich begebe mich auf die Brücke, auf die der Burgenstieg nun führt, und halte kurz inne. Ich lausche dem gleichmäßigen Rauschen des Flusses. Kaum etwas verbinde ich so sehr mit Natur, wie das Geräusch fließenden Wassers - sei es das Getose eines lebhaften Flusses oder das fröhliche Glucksen eines kleinen Baches, egal. Wandern entlang von Flüssen ist für mich Natur pur.

Ich breche wieder auf und gehe weiter. Der Weg führt nun mit einem leichten Anstieg nahe des Nachtergrabens weiter von der Lieser fort. Es geht scharf rechts einen kleinen Trampelpfad mit ordentlich Steigung hinauf. Den Nachtergraben lasse ich somit unter mir und höre ihn bald nur noch in der Ferne leise rauschen. Ein kleines Rinnsal, vermutlich genährt vom Regen der letzten Tage, plätschert quer über den Weg. Ein schönes Fotomotiv! Doch ich halte mich nicht lange auf und finde mich bald auf einem breiten Waldweg wieder. Hier sind an einigen Stellen noch Überreste von Waldarbeiten zu sehen. Eine Motorsäge ist heute nirgends zu hören - dafür aber der Wind, der hoch über mir mit einem Rauschen durch die Wipfel der mächtigen Tannenbäume pfeift. Nach einem Stück des Weges komme ich an einer Hütte vorbei. Ein Blick auf meinen Wanderflyer verrät mir, dass es sich hierbei nur um die Wolfshütte handeln kann. Hier möchte ich eine kleine Rast einlegen und mein Proviant genießen, denn von hier kann man weit ins Liesertal sehen. Bei dieser Aussicht schmeckt der Snack gleich doppelt so gut.

Nach der Wolfshütte führt der Weg weg von dem Wald aus majestätischen Nadelbäumen und hin zu einem lichten Buchenwald. Hier ist weit und breit nichts zu hören und nichts zu sehen. Gerade auf einer Wandertour finde ich das sehr angenehm. Einfach mal abschalten abseits der Zivilisation, sich wiederfinden in der Natur und neue Kraft für den Alltag sammeln. Wie ein kleiner Urlaub mitten am Tag. Es fallen ein paar Tropfen Regen, doch mit meiner Jacke bin ich gut ausgerüstet, sodass mir die Wetterlage nichts ausmacht. Nach einem Stück des Weges komem ich an einem Highlight der Tour an: dem Eifelblick Belvedere. Hier thront man weit über dem Liesertal, es ergibt sich eine atemberaubende Aussicht auf die uralten Burgen und die schöne Kleinstadt Manderschied, die von hier aus gesehen jenseits des Tales liegt. Doch nicht nur die Aussicht macht diesen Punkt zu etwas Besonderem. Im Jahr 1833 blickte hier der spätere Kaiser Wilhelm I., damals noch Kronprinz, über das Liesertal hinweg auf Manderscheid. So steht es auch in der Säule geschrieben, die an dieser Stelle steht und an dieses Ereignis erinnert. Alles von der Inschrift kann ich nicht entziffern, doch zu lesen ist: "Hier stand Kronprinz Fridr. Wilhelm v. Preussen am 3. November 1833. Dem König Fridr. Wilhelm am Tage d. gold. Hochzeit...". Was darunter noch steht, kann ich leider nicht erkennen.

Nachdem ich einige Zeit den wunderbaren Ausblick auf mich wirken gelassen habe, gehe ich weiter. Ich weiß, dass nun nicht mehr allzu viel Strecke vor mir liegt. Der Weg ist leicht abschüssig und führt immer weiter den Burgen entgegen. Ich bin fasziniert, wie viele komplett unterschiedliche Perspektiven sich im Laufe der Wanderung auf die alten Gemäuer ergeben. Aus jedem Blickwinkel wirken Sie anders auf mich. Mal majestätisch und trutzig, mal ein friedliches Monument in einzigartiger Landschaft. Ich gelange zum Rittersteig, der mir mit einem urigen Holzschild angekündigt wird und den Namen "Steig" allemal verdient hat, wie ich kurz darauf feststellen werde. Hier geht der schmale Weg eng am Fels entlang über Stock und Stein steil bergab. Ich bin froh, dass es überall Geländer zum festhalten gibt. Gerade wenn der Boden nass ist, könnte es hier sonst wirklich schwierig werden. Deshalb gebe ich gut acht und klettere nach unten. Gleichzeitig gefällt mir sehr, welche Ursprünglichkeit der Burgenstieg gerade auf diesem Stück entfaltet.

Nach dem Rittersteig finde ich mich nahe der Hauptstraße wieder. Von hier führt der Stieg direkt zu den Burganlagen. Zunächst überquere ich eine weitere Brücke über die rauschende Lieser und überquere die große Turnierwiese, die jährlich zum Schauplatz des Spektakels rund um das historische Burgenfest wird. Mit etwas Fantasie kann ich vor meinem geistigen Auge sehen, wie hier in einigen Monaten wieder spannende Ritterkämpfe ausgetragen werden und zahlreiche Handesleut in authentischen Kostümen ihre Ware feilbieten.

Danach geht der Weg hinauf zu den Zuschauertribünen und weg von den Burganlagen. Der Weg umrundet nun auf schmalen Pfaden die Ober- und die Niederburg. Es folgt der letzte Teil des Burgenstieges, der mir am prägendesten in Erinnerung bleiben wird. Für mich ist dieser Abschnitt definitiv das Highlight der Rundtour, wie ich später feststellenw erde. Nach der befestigten Straße rund um die Burg wird die Route ab jetzt wieder schmal und abenteuerlich. Links eröffnet sich das Tal der Lieser, rechts wird der Weg durch Felswände begrenzt. Auf diesem letzten Stück der Strecke hat man wirklich unverwechselbare Aussichten auf die Burgen. Ich nutze die Gelegenheit, noch einige tolle Fotos zu machen. Die Panoramen sind beeindruckend.

Ich komme schließlich am Kaisertempelchen an. Ein Blick auf meinen Wanderflyer verrät mir, dass meine Wanderung gleich zu einem Ende kommen wird. Von hier oben eröffent sich eine letzte wundervolle Aussicht auf das Liesertal, die ich noch einen Moment lang genieße, bevor ich zum Parkplatz am Kurhaus zu meinem Auto zurückkehre. Doch bevor ich nach Hause fahre erledige ich noch etwas. Ich gehe zur Tourist Information am Kurhaus, schnappe mir eine Abstimmungskarte und gebe dem Manderscheider Burgenstieg meine Stimme. Zwar kenne ich nicht alle zur Auswahl stehenden Wanderwege - doch die heutige Wanderung hat mich überzeugt, dass der "Manderscheider Burgenstieg mit Rittersteig" den Titel "Deutschlands schönster Wanderweg 2020" verdient hat. Ich werfe die Karte in die Abstimmungsbox und drücke die Daumen für die Wahl.

Für den Manderscheider Burgenstieg abstimmen: So geht's!

  1. Per Postkarte: Auf der Abstimmungskarte Nr. 9 "Manderscheider Burgenstieg" ankreuzen, Adressfeld ausfüllen und fertig! Die Abstimmungskarten liegen an vielen Anlaufstellen in Manderscheid sowie in allen GesundLand Tourist Informationen aus und können auch direkt vor Ort wieder abgegeben werden.
  2. Online: Über www.wandermagazin.de/wahlstudio das Wahlstudio öffnen, Nr.9 "Manderscheider Burgenstieg" auswählen und abschicken - fertig! Hier geht's zum Online-Wahlstudio.

Wer an der Abstimmung teilnimmt, hat automatisch die Möglichkeit, tolle Outdoor-Sachpreise zu gewinnen.

Autor: Valerie Schneider

Tags
Andere Kommentare
Hans-Henning Trautmann
20.12.2020
Eine sehr schöne Streckenbeschreibung.Ich bin mit Freunden diese Strecke schon mehrmals gegangen...immer wieder schön...und anders.Wenn ich Besuch aus meiner alten Heimat bekomme (Norddeutschland),dann ist der Burgenpfad ein Muß.
Ihr Kommentar

Mit Absenden des Formulars stimmen Sie unseren Datenschutzbestimmungen zu.