Auf besondere Art ins neue Jahr eintauchen
Auf das neue Jahr 2020 freute ich mich dieses Jahr ein kleines bisschen mehr als auf alle anderen neuen Jahre, die ich erlebt habe. Denn zu diesem Jahresstart wird ein ganz besonderes Ereignis stattfinden: ein Neujahrsschwimmen am Gemündener Maar in Daun! Die Idee war in einer Zusammenarbeit von der Stadt Daun, dem GesundLand Vulkaneifel und einigen anderen engagierten Partnern entstanden und würde bald hoffentlich erfolgreich in die Tat umgesetzt werden – und ich würde es als Mitorganisatorin hautnah miterleben. Für die Veranstaltung haben wir uns von vielen solcher Aktionen in ganz Deutschland und Europa inspirieren lassen. Ob an der Nordsee, am Rhein und gar am Tiber – an vielen Orten am Wasser überwinden sich die Menschen zum Jahresstart zu einem Sprung in eiskalte Fluten. Über die Herkunft dieses Winterschwimmens ist man sich nicht ganz einig. Die einen Quellen sagen, die ursprüngliche Idee zu solchen Neujahrsschwimmen stamme aus Kanada, wo das Bad im eiskalten Wasser dafür bekannt ist, abzuhärten und den Körper im neuen Jahr gesund zu halten. Andere Quellen sprechen wiederum davon, dass das Eisbaden auf einer langen Tradition basiere, die ursprünglich aus Russland stamme. Dort soll das Eisbaden mal ein Teil des christlich-orthodoxen Epiphanas-Festes gewesen sein, bei dem die Erscheinung des Herrn gefeiert sei.
Wie dem auch sei, zumindest bei uns soll es heute nur um den Spaß an der Freude gehen. Naja, zumindest fast, denn so ein Winterschwimmen hat auch positive Auswirkungen auf die Gesundheit: Durch den Kältereiz wird das Immunsystem gestärkt, denn durch die plötzlich eintretende Kälte wird der Körper einem starken Temperaturreiz ausgesetzt. Der Körper reagiert, in dem er schnellstmöglich Wärme produziert. Um das leisten zu können, müssen sich die Gefäße weiten. Das führt dazu, dass das Blut schneller zirkulieren kann und sich der Kreislauf stabilisiert. Das ist der Grund dafür, dass regelmäßiges Baden in kaltem Wasser gesundheitsfördernd ist. Außerdem wird das Immunsystem gestärkt und der Organismus vor Infekten geschützt. Trotzdem muss man bei einem solchen Bad in eisiger Kälte vorsichtig sein. Auf keinen Fall darf man länger als wenige Minuten im Wasser sein, denn sonst besteht die Gefahr, zu unterkühlen.
Aber das kann uns heute nicht passieren, denn Vertreter des DLRG werden ein wachsames Auge auf all jene haben, die sich zu einem Eisbad entscheiden, nicht zu lange baden und dass niemand zu Schaden kommt. Auch die Vertreter des Deutschen Roten Kreuzes sind hier, um im Notfall eingreifen zu können und die medizinische Versorgung sicher zu stellen. Als ich am Gemündener Maar ankomme, herrscht noch Ruhe rund um das eisige Gewässer. Hier und da sind einige unserer fleißigen Helfer am werkeln und treffen die letzten Vorbereitungen für die Veranstaltung. Ich bin schon ganz gespannt, wie viele Menschen den Sprung ins eiskalte Nass wagen. Es ist schon knackig kalt draußen. Die klirrend kalte Luft füllt meine Atemwege und lässt mich ein wenig bibbern. Ich werfe einen Blick auf unser Thermometer, welches wir brauchen, um am Ende die korrekte Temperatur auf den Teilnehmerurkunden zu vermerken. Gerade mal drei Grad Außentemperatur! Oh je, wie kalt mochte es dann erst im Wasser sein…
Um 11:30 Uhr soll der Startschuss für den Sprung ins Gemündener Maar Fallen. Ich bin schon gespannt, wie viele wagemutige Schwimmer wir begrüßen dürfen. Es ist ja schließlich auch für den guten Zweck! Denn alle Einnahmen werden dafür genutzt, einen Defibrillator anzuschaffen, der zukünftig den Schwimmbetrieb am Gemündener Maar noch sicherer machen soll. Nicht zuletzt deswegen hoffe ich, dass sich neben vielen Teilnehmern auch zahlreiche Besucher einfinden, um das Spektakel vom Ufer aus mitzuverfolgen. Man muss sich ja nicht gleich selbst in die kalten Fluten stürzen…denn dazu kann ich mich auch einfach nicht überwinden.
Ich blicke ein bisschen nervös auf die Uhr. Kurz vor elf…nun gut, es ist ja noch etwas Zeit. Nicht, dass wir am Ende alleine am Maar stehen – vielleicht hat bei dieser Kälte auch einfach niemand Lust, ein Eisbad zu nehmen? Ich bin ja ehrlich, bei einer Wassertemperatur von 3,5 Grad würde ich das auch nicht freiwillig machen. Nicht, dass alle so denken wie ich und keiner kommt, grübele ich. Doch wenige Minuten darauf zeigt sich, meine Sorgen sind völlig unbegründet. Die ersten Wagemutigen trudeln ein! Ich freue mich, dass die ersten Schwimmer unserer Einladung gefolgt sind und begrüße die neugierigen Besucher. Es ist ja schon ein wenig verrückt, denke ich mir: da steht man Anfang Januar bei Temperaturen um den Gefrierpunkt am Gemündener Maar, und die Leute trudeln mit großen Schwimmtaschen ein, weil sie gleich ins eiskalte Wasser springen wollen. Das wird ein Erlebnis!
Als der Zeiger sich der magischen Marke von 11:30 Uhr nähert, werde ich auch ein wenig nervös. Gleich würde der Startschuss fallen, und die Meute von inzwischen gut 60 Schwimmern ins eiskalte Wasser springen. Schon beim Gedanken daran könnte ich bibbern und bin einmal mehr froh, dass diesen Sprung nicht wagen muss. Es herrscht hektisches Treiben und das Knistern allgemeiner Vorfreude liegt in der Luft. Dann ist es soweit: unsere kälteresistenten Wassersportler stehen bereit und wagen sich auf das Zeichen in die eiskalten Fluten. Der Startschuss fällt, und schon sind sie im Wasser!
Ein Planschen und ein japsen ist zu hören – bei diesen Wassertemperaturen muss man erst mal nach Luft schnappen. Aber ich sehe auch viele glückliche und fröhliche Gesichter. Wer hätte gedacht, das ein Bad in Wasser um den Gefrierpunkt augenscheinlich so viel Spaß machen kann? Die meisten haben ja auch auf „professionelle“ Schwimmkleidung wie Neoprenanzüge verzichtet und sind mit einfacher Badekleidung ins Wasser gegangen. Ich stelle mir vor, wie das auf der Haut prickeln muss. Einer ist sogar ganz wagemutig und schwimmt sogar ein gutes Stück. Gut, dass der DLRG vor Ort ist und ihn begleitet, denn das Schwimmen bei solchen Temperaturen ist nicht ganz ohne.
Viele Zuschauer, rund 300, sind eingetroffen und verfolgen das Spektakel mit Spannung und einem leckeren Glühwein in der Hand. Von außen, warm eingepackt in dicke Mäntel, kuschelige Schals und warme Mützen, macht die Gaudi natürlich doppelt so viel Spaß. Die ersten Schwimmer steigen wieder aus dem Wasser. Das ist gut, denn allzu lange sollte man ja nicht drin bleiben. Viele machen sich nun über unsere Feldküche her und stärken sich mit einer Portion unserer leckeren Erbsensuppe.
Zufrieden blicke ich mich um und beobachte die große Menge an Besuchern und Schwimmern, die unser erstes Neujahrsschwimmen zu einem vollen Erfolg machen. Ich treffe noch einige bekannte Gesichter und genieße die fröhliche und ausgelassene Stimmung am Rande des Vulkans. So viele gut gelaunte Menschen um mich herum. Ich freue mich, das gleich unsere erste Veranstaltung dieser Art so gut geklappt hat.
Das war ein wundervoller Auftakt für das neue Jahr und ich weiß schon jetzt: Das wird es auch 2021 wieder geben! Und wer weiß? Vielleicht überwinde ich mich ja und tauche nächstes Mal auch selbst ein ins neue Jahr…
Autor: Michaela Schenk/Valerie Schneider
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