Tradition aus der Vulkaneifel
Festgemauert in der Erden steht die Form, aus Lehm gebrannt…
Man hört sie jeden Tag mehrmals auf der ganzen Welt. Mal mehr, mal weniger laut und viele von ihnen kommen aus der schönen Vulkaneifel - aus Brockscheid.
Wovon ich rede? Von Kirchturmglocken natürlich!
Wieder einmal unterwegs, war ich dieses mal bei der Glockengießerei Mark in Brockscheid vorstellig.
Wie schon erwähnt hört man sie jeden Tag mehrmals schlagen, die Kirchturmglocken, für manch einen Segen, für manch einen Fluch. Man hat sich schon so sehr an ihren Klang gewöhnt und doch weiß man, wie ich feststellen musste, so wenig über sie. Über ihre Herstellung zum Beispiel und über die Entstehung ihres einzigartigen Klanges.
Apropos Klang: Wussten Sie schon, dass der Klang einer Glocke berechnet wird? Anhand der Schwingungszahl der Töne berechnet der Glockengießermeister, in Brockscheid ist es die Glockengießermeisterin, den späteren Durchmesser der Glocke. Wie genau die Berechnung lautet ist natürlich (in der Familie Mark seit 1620) Glockengießermeistergeheimnis, da wurde leider auch bei mir keine Ausnahme gemacht.
Diese Berechnungen werden auf ein Buchenbrett übertragen, welches als Schablone für die drei anzufertigenden Teile der Glockenform verwendet wird. Den Glockenkern, die falsche Glocke und den Mantel. Alle drei Teile bestehen aus Lehmschichten, die mit der Schablone glattgezogen werden.
„Bei den Führungen will uns niemand glauben, dass der Lehm mit Pferdemist und Rinderhaaren als Bindemittel vermischt wird, bis wir in der Werkstatt vor dem Misthaufen stehen.“
Nach dem Entfernen der falschen Glocke ist die Form für den Glockenguss nach ca. 2 Monaten fertiggestellt.
Weiter geht es dann wie in Friedrich Schillers „Das Lied von der Glocke“: „Festgemauert in der Erden steht die Form, aus Lehm gebrannt…“. Wenn dies geschehen ist kann die Glocke gegossen werden und muss dann je nach Größe bis zu drei Wochen aushärten.
Danach hat die Glocke ihren Ton. Ich dachte zumindest immer, dass die Glocke dann Ihren einen Ton hat. Den Schlagton. Wurde aber eines besseren belehrt. Die Glocke hat mehrere Töne, und wenn Sie auch, wie ich nach dieser wunderbaren Führung, die Glocken ganz anders läuten hören möchten, empfehle ich Ihnen einen Besuch in der Glockengießerei Mark, denn dieser Besuch macht aus dem alltäglich gewordenen Glockengeläut ein kleines Wunder der Handwerkskunst.
Autor: L. Rinneburger
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